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Substitutionstherapie – Lichtblicke im Suchtschatten?

Am 20. Juni 2024 fand im SMZ Stadtteilzentrum Jakomini das zweite Forum des Jahres statt. Diesmal wurde zum Thema Substitutionstherapie eingeladen und gemeinsam Professionist:innen und Besucher:innen diskutiert.

Im „live Podcastformat“ sprachen SMZ Mitarbeiter aus der Sozialarbeit Patrick Mitterhuemer und Dr. Bianca Auferbauer aus der Gruppenpraxis Liebenau, über den Alltag mit Menschen in Substitutionsbehandlung und den damit einhergehenden Herausforderungen.

 

Die Substitutionstherapie ist ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung von Opiatabhängigkeit. Sie zielt darauf ab, den Betroffenen durch die Verabreichung legaler Ersatzstoffe zu stabilisieren und ihnen ein normales Leben zu ermöglichen. Demnach ist ein Anstieg von Menschen, die um eine Subsitutionstherapie ansuchen aus dem Grund zu erklären, dass die Lebenserwartung von Menschen in Substitution stetig steigt und diese oft bis in das hohe Alter substituiert werden können. Parallel dazu verbessert sich das gesellschaftliche Verständnis zu Suchterkrankungen über die letzten Jahre kontinuierlich, weswegen Substitution mittlerweile eine wirksame Methode zur Behandlung von Opioidabhängigkeit darstellt.

Dabei ist allerdings zu beachten, dass eine ganzheitliche Abstinenz sehr oft sowohl von den Menschen in Substitutionstherapie als auch von Ärzt:innen nicht in erster Linie angestrebt wird. Vielmehr ist das Ziel ein kontrollierter Konsum der Substanzen unter ärztlicher Aufsicht und die Betroffenen aus der Beschaffungskriminalität zu bringen. Dafür benötigt es bei den meisten Menschen in Substitutionstherapie ein umfassendes Netzwerk aus Professionist:innen, wie Ärzt:innen, Apotheker:innen, Sozialarbeiter:innen und Psycholog:innen oder Psychotherapeut:innen. Auch das persönliche Umfeld ist dabei maßgeblich, um Herausforderungen und die Hürden der Substitutionstherapie minimieren zu können.

Eine der größten Herausforderungen stellt dabei der Beikonsum, das heißt der Konsum von zusätzlichen, meist illegalen Substanzen, wie Cannabis, Kokain, MDMA usw., parallel zur Substitutionstherapie dar. Es erfordert ein tiefgehendes Verständnis der individuellen und sozialen Umstände der Betroffenen. Durch gezielte Anpassungen der Therapie, umfassende psychosoziale Unterstützung und multidisziplinäre Ansätze, kann der Beikonsum reduziert und die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig verbessert werden. Ein langfristiger Erfolg in der Substitutionstherapie ist nur möglich, wenn der Beikonsum als ernsthaftes Problem erkannt und dagegen konsequent angegangen wird.

Auch die Stigmatisierung der Substitutionstherapie stellt eine erhebliche Barriere für den Behandlungserfolg und das Wohlbefinden der Betroffenen dar. Um das Stigma der Betroffenen zu überwinden, bedarf es umfassender Aufklärung auf gesellschaftlicher und medialer Ebene. Durch die Sensibilisierung und gezielter Maßnahmen zur Förderung eines respektvollen und unterstützenden Umgangs mit Substitutionspatient:innen kann den Betroffenen zu einem stabilen und erfüllten Leben verhelfen.

 

Apropos:
In der Podiumsdiskussion wurde auch die Forderung nach einem Konsumraum laut. Konsumräume können umfassende Vorteile, sowohl für Konsument:innen als auch für die Gesellschaft mit sich bringen. Durch die Schaffung sicherer und hygienischer Bedingungen, die Bereitstellung von Gesundheits- und Sozialdiensten sowie die Förderung von Prävention und Schadensreduktion können sie entscheidend zur Verbesserung der Lebensqualität von Betroffenen beitragen.

Einen umfassenden Bericht aus dem Standard über die Situation von Konsumräumen in Wien und Graz finden sie hier.